Der Begriff der Sozialen Investitionen schlägt Brücken und ermöglicht neue Relationen in der Wahrnehmung gemeinwohlorientierten Handelns. Die Einleitung zu dem Sammelband "Soziale Investitionen" geht zunächst auf die Möglichkeiten und Chancen ein, die sich aus der konzeptionellen Sicht der Sozialen Investitionen ergeben und erläutert das Verständnis von sozialer Investition. Nach ersten Begriffsbestimmungen geht die Einleitung auf die Struktur, den Aufbau und die Funktion des Sammelbandes ein. (ICB2)
Mit dem Begriff der "Sozialen Investition" schlagen die Autoren einen Leitbegriff für die Untersuchung privater Beiträge zum Gemeinwohl vor, der deutlich über ein ökonomisches Verständnis von Investitionen sowie eine politische oder kultursoziologische Interpretation von Zivilgesellschaft hinausreicht. Soziale Investitionen umfassen demnach alle privaten Beiträge zum Gemeinwohl, die freiwillig getätigt werden und sowohl von den Investoren als auch von der relevanten sozialen Gruppe bzw. der Gesellschaft als gemeinwohlbezogen legitimiert sind. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um informelle oder formal-organisierte Investitionsbeiträge, um freiwilliges Engagement, NGOs oder Stiftungen handelt. Die Autoren stellen in ihrem Beitrag ihre Konzeption des Begriffs der Sozialen Investition vor. Dabei erfolgt sowohl eine Abgrenzung zur wirtschaftlichen Investition als auch die Formulierung einer positiven Füllung des Gemeinwohlbezugs der sozialen Investition. Es wird ein analytischer Rahmen vorgeschlagen, der die Überschneidungen von Zivilgesellschaft, Staat, Markt und Gemeinschaft relational in den Blick nimmt. (ICB2)
Der Beitrag setzt sich mit der Messung von Sozialen Investitionen auf dem Gebiet der Zivilgesellschaft auseinander und versteht sich als konzeptionelle Vorüberlegung, die einer konkreten Operationalisierung von sozialen Investitionen dienen soll. Die methodische Reflektion bereits bekannter Probleme in der Makrobeobachtung von Zivilgesellschaft, können hierzu wichtige Impulse liefern und ihrerseits wiederum zu einer besseren Messung von zivilgesellschaftlichen Aspekten beitragen. Daher steht die Frage nach methodischen Problemstellungen der bisherigen Zivilgesellschaftsansätze und deren Konsequenzen für eine Quantifizierung Sozialer Investitionen im Zentrum des Textes. Kapitel 2 gibt einen Überblick über die gängigen Messverfahren im Feld der Zivilgesellschaftsforschung. Abschließend werden methodische Herausforderungen, die in Sozialen Investitions- und Wirkungsmessungen hervortreten, diskutiert. (ICB2)
Der Beitrag fragt, ob der Begriff der sozialen Investition Ausdruck einer zunehmenden Vermarktlichung zeitgenössischer Gesellschaften ist oder aber innovative Formen normativ fundierter Integrationsprozesse umschreibt. Dazu erfolgt eine systematische Bestimmung des gesellschaftsanalytischen und zeitdiagnostischen Potenzials dieses Konzepts. Ausgangspunkt ist zunächst eine kurze Diskussion der These einer weit reichenden Ökonomisierung zeitgenössischer Gesellschaften, die etwa in der begrifflich undifferenzierten Übertragung und Anwendung ökonomischer Analysekonzepte auf die Untersuchung (zivil-)gesellschaftlicher Problemstellungen deutlich wird. Daran schließt sich eine systematische Rekonstruktion derjenigen Dimensionen an, die klassischerweise dem Investitionskonzept inhärent sind und wie sie in der Ökonomie, mittlerweile aber auch in den Sozialwissenschaften, Verwendung finden. Hierbei liegt der Fokus der Argumentation auf den Konzepten des investierten Kapitals, der spezifischen Investitionsakteure sowie der sich aus der Investition ergebenden Erträge. Abschließend wird daraus ein Konzept von Sozialer Investition entwickelt, das den empirisch beobachtbaren Prozessen in diesem Zusammenhang analytisch gerecht zu werden versucht. (ICB2)
Der Beitrag betrachtet freiwilliges Engagement unter dem konzeptionellen Blickwinkel einer sozialen Investition von Zeit. Engagement wird dabei auf der Ebene des sozialen Handelns betrachtet, das sich von anderen Formen des sozialen Handelns durch seine Freiwilligkeit unterscheidet und einen gesellschaftlich als solchen legitim anerkannten Gemeinwohlbezug aufweist. In einem weiteren Schritt wird dann Gemeinwohlbezug qualifiziert und verschiedene Formen freiwilligen Engagements werden bezüglich der ihr von Individuum und Gesellschaft zugeschriebenen Legitimität und Mechanismen der Verbindlichkeit unterschieden. Hierbei ist neben dem Begriff der Zivilität bzw. kollektiver Solidaritäts- und Vertrauensressourcen das Verhältnis von Egoismus und Altruismus (Motive) bzw. Eigennutz und Gemeinwohl (Erträge) im Hinblick auf die Erfüllung von sowohl individuellen als auch gesellschaftlichen Funktionen entscheidend. Die Autoren schlagen für einen akteurzentrierten Erklärungszugang ein Fundament aus den Befunden soziologischer Handlungstheorie und der sozialpsychologischen Forschung vor, welches fruchtbar mit den Theorien anderer Disziplinen verbunden werden kann. Beispielhaft konzentrieren die Autoren sich auf Formen politisch-partizipativen Engagements als zivilgesellschaftliche Beiträge zu politischer Governance. (ICB2)
In: Sowjetwissenschaft: Zeitschrift der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge, Band 33, Heft 2, S. 139-147
Der Beitrag betrachtet freiwilliges Engagement hinsichtlich des Konzepts einer sozialen Investition von Zeit. Dabei geht er der Frage nach, in welcher Hinsicht dieses Konzept besser geeignet ist für die Beschreibung der Herausforderungen, denen sich Organisationen ausgesetzt sehen, die bürgerschaftliches Engagement an sich locken oder binden wollen. Welche charakteristischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte haben Organisationen zu bewältigen und mit welchen Strategien reagieren sie auf die Veränderungen? Zunächst beschreibt der Autor unter Verweis auf die Forschungsliteratur die "neue" Situation. Dann geht er auf die empirischen Versuche der Organisationen ein, sich auf die neuen Bedingungen einzustellen. Und im letzten Abschnitt überprüft der Autor, inwiefern eine Rekonstruktion im Rahmen der sozialen Investition plausibel ist. (ICB2)
Der abschließende Beitrag des Sammelbandes "Soziale Investitionen" fasst die Ergebnisse des Buches zusammen und zieht Schlussfolgerungen zum Konzept der Sozialen Investition als Leitbegriff einer neuen Forschungsagenda. Chancen und Risiken des Konzepts werden skizziert sowie die Konsequenzen für Politik, Forschung und Sektorenentwicklung aufgezeigt. Ziel des Bandes ist es, den Begriff der Sozialen Investition als Brückenbegriff vorzustellen, der den Diskurs verschiedener akademischer Disziplinen, die sich mit gemeinwohlbezogenen Handlungsformen beschäftigen, aufeinander zu beziehen hilft. Damit soll auch der Eigenwert gemeinwohlbezogenen Handelns betont, Handeln in seiner Wirkung vergleichbar dargestellt und die derzeitige, stark finanz- und ökonomiezentrierte Debatte um Soziale Investitionen erweitert werden. (ICB2)